Der Weg zu einem klaren Geist und innerer Ruhe - Yoga-Starterwissen
Die Wurzeln des Yoga
Die Wurzeln des Yoga sind in Indien im Hinduismus zu finden. Yoga ist eine der 6 Philosophien, die auf der Sammlung der heiligen Schriften „Veden“ basieren.
Aus verschiedenen aufeinander aufbauenden Zeiten, der Induskultur und der vedischen Zeit, entsprang der Brahmanismus, die Idee von einer allumfassenden Weltenseele „Brahman“. Alles ist eins und in jedem von uns wohnt ein Teil dieser Seele „Atman“.
Um Brahman zu erkennen, muss alles verschwinden, was sich ständig verändert, also Gedanken, Gefühle, körperliche Empfindungen, somit alles was Brahman verdeckt. Dann erkennen wir das Ewige, Unumwandelbare in uns selbst.
Nochmal kurz: Je stiller unsere Gedanken werden, umso besser erkennen wir unsere individuelle leise Stimme der Seele. Atman.
Um gedanklich klar und ruhig zu werden, praktizieren wir eine Reihe geistiger und körperlicher Übungen. Diese zeitlich limitierten Übungen führen bekanntlich nie zur vollständigen oder gar dauerhaften Erleuchtung, dennoch verhelfen sie uns durchaus zu mehr Ausgeglichenheit, zur Verbesserung des Gesundheitszustandes und zu einem erhöhten Glücksgefühl.
Yoga benennt eher ein Ziel als eine Technik.
Das Bild des Yoga – Das Zusammenfinden von Körper, Geist und Seele
Stell es Dir so vor: Der Mensch ist ein Reisender in einer Kutsche, die von 5 Pferden gezogen wird. Der Kutscher ist der Verstand, die 5 Pferde sind die Sinnesorgane, der Fahrgast ist die Seele und das Geschirr ist das „Yoga“. Yoga (Geschirr) bringt Körper (Kutsche), Geist (Kutscher) und Seele (Fahrgast) in Einklang.
Der Fahrgast kennt das Ziel der Reise – er weiß, wohin er will. Du kannst einen Kutscher haben, der die Pferde wirklich kontrollieren und dirigieren kann, aber wenn er nicht weiß, wohin der Reisende will, fährt er nur im Kreis.
Um diesen Einklang zu finden, gibt es 4 Wege: Ynana Yoga, Bhakti Yoga, Karma Yoga und Raja Yoga; wobei die Asana und Pranayama ein Teil von Raja-Yoga sind.
Auf geht´s. Der Übungsweg:
8 Phasen, um den zerstreuten Geist zu bändigen
Für die mehrere tausend Jahre alte, mündlich überlieferte Yoga-Philosophie verfasste der Gelehrte Patanjali vor rund 2.000 Jahren endlich einmal schriftlich eine Art Yoga-Leitfaden. Er gilt deshalb bis heute als eine bedeutsame Person in der Geschichte des Yoga.
Er beschreibt in 196 einprägsamen Lehrversen, unterteilt in 4 Kapitel, Wege, wie man nachteilige mentale Muster aufdecken kann, ihre negative Auswirkung erkennen sowie neue Ansichten und damit neues, nützliches Verhalten einüben kann. Das Yoga-Sutra ist für jeden interessierten Menschen geeignet. Es ist zeitlos, also immer aktuell und hochinteressant in der Wirkungsweise.
Patanjali unterteilt im 2. Kapitel die Yogapraxis in acht Stufen, die ein Mensch erbringen muss, um einen zerstreuten Geist zu bändigen. Diese Anstrengungen umfassen moralische, physische und geistige Techniken. Es ist ein ganzheitlicher Weg zu körperlicher und seelischer Gesundheit.
Die Yamas und Niyamas sind die grundlegenden Stufen des Raja-Yoga Weges, der 8 Stufen umfasst. Die Yamas sind Verhaltensempfehlungen speziell für unseren Umgang mit anderen Menschen und die Niyamas sind Regeln für das Verhalten uns selbst gegenüber.
Übersicht der 8 Stufen:
1) Yama
- Rechtes Verhalten gegenüber der Umwelt durch Ahimsa (Gewaltlosigkeit)
- Satya (Wahrhaftigkeit)
- Brahmacaria (Enthaltsamkeit, Mäßigung)
- Asteya (nicht stehlen, weder geistiges noch materielles Gut)
- Aparigraha (Bescheidenheit, Besitzlosigkeit, nicht habgierig sein)
2) Niyama
- Rechtes Verhalten gegenüber sich selbst durch Sauca (Reinheit im Sinne der Körperpflege und des menschlichen Umgangs)
- Santosha (Zufriedenheit mit dem, was geschieht)
- Svadhyaya (Studium der Veden, Selbststudium)
- Tapas (geistige Askese)
- Ishvara Pranadini (Vertrauen in Gott/Hingabe an Gott)
3) Asana: angenehme und stabile Körperhaltung
4) Pranayama: Kontrolle des Atems und der Lebensenergie
5) Pratyahara: Zurückziehen der Sinne
Körperwahrnehmung und Gedanken sind zwar noch vorhanden, aber man haftet nicht mehr an ihnen an.
6) Dharana: Konzentration. Der Geist konzentriert sich auf einen Fokus.
Absichten haben grenzenlose Organisationskraft. Das, worauf Du Deine Aufmerksamkeit richtest,
nimmt mehr Raum im Leben ein.
7) Dhynana: Loslassen.
Die Konzentration wird mühelos aufrechterhalten. Man verweilt ohne Anstrengung in Meditation.
8) Samadi: Vereinigung. Erkennen der wahren Natur. Auflösen der Samskara (Erinnerungen, und Eindrücke,
einseitige Erfahrungen, die im Unterbewusstsein gespeichert sind)
Sich über den Yogakurs hinaus zu interessieren, macht Freude und bringt viele bereichernde Weisheiten mit in den Lebens-Flow. Vielleicht ist das gerade in diesem Winter eine positive Alternative zum Vor-Ort-Unterricht. Manch einer meiner damaligen Lehrer hat berichtet, beim durchgängigen Studieren der Sutras passierten beim Erreichen des 4. Kapitels seltsame mystische und dennoch logische Dinge. Ob das stimmt? Probiere es selber aus.
Sternblüten, viel Glück und eine gesegnete Herbstzeit
Eure Bianka Gorges